KAMPFKUNST
Wie die Geschichte zeigt ist Aikido ist es eine "echte" Kampfkunst, auch wenn die Philosophie "Harmonie" im Fokus hat.Gerade deswegen kann man sie auch als Weiterentwicklung betrachten, weil einst tödliche Techniken dazu verwendet werden, um dem Agressor die Sinnlosigkeit von Gewalt zu demonstrieren.
O'Sensei war ein Meister vieler Budo-Disziplinen und erfuhr am eigenen Leib das Leid die Leiden des Krieges, die ihn wohl dazu veranlasst haben einen Weg herauszufinden, um Gewalt nicht mehr mit Gewalt beantworten zu müssen. Seiner Ansicht nach ist die Aufgabe eines Kriegers den Frieden zu wahren.
Der Aikidoka generiert kein Feindbild, sondern neutralisiert die "Störfaktoren" des Friedens. Er entscheidet wieviel Dynamik er in die Gesamtbewegung legt und wie "streng" er eine Technik anwendet. Im Training üben wir nicht nur Techniken der "Selbstverteidigung", sondern arbeiten auch an der Geschmeidigkeit unseres Körpers und an der "Klärung" unseres Geistes.
Ein Krieger des Friedes braucht ein hohes Maß an Disziplin, innerer Ruhe, Aufmerksamkeit, Beweglichkeit und effektive Bewegungsmuster, um Selbstsicherheit, Furchtlosigkeit, Reaktionsschnelligkeit und Präsenz zu erzeugen. Die Kombination all dieser Dinge vertieft sich im Keiko, unserem Training, indem wir uns Selbst definieren und mit der Umwelt synchronisieren.
Je kleiner unser innerer Schweinehund wird, desto mehr schwinden Vorurteile und Ängste, desto mehr verfestigt sich Vertrauen, Glück und innerer Frieden ... ein spannender und erfüllender Weg zugleich.
AI KI DO
Aikido ist eine moderne, defensive japanische Kampfkunst (siehe Geschichte). Oft wird es wörtlich als der Weg (Do) in Harmonie (Ai) mit der Energie (Ki) übersetzt. Das hört sich für westliche Menschen fast ein bisschen esoterisch oder magisch an und endet nicht allzuoft in einem Lächeln. Wen wundert's auch? Schließlich haben wir ein total anderes Weltbild. Ki ist auch als "Chi" aus der traditionellen chinesischen Medizin, Feng Shui, etc. bekannt und oft hört man, daß es einfach ungehindert fließen können muss. Wann läuft denn etwas wie geschmiert? Das hängt natürlich wieder vom Kontext ab, aber generell kann mal wohl sagen, wenn nichts klemmt, weil im richtigen Zeitpunkt alles perfekt ineinandergreift. So ist es auch im Aikido. Keiner ist auf der Suche nach mystischer Energie.
Der Aikidoka versucht sich selbst perfekt mit dem Augenblick zu synchronisieren. Sein Körper, sein Atem, sein Geist, seine Wahrnehmung, seine Aufmerksamkeit, ... um stabil, weich und rund in den Angriff "einzutauchen". Im Idealfall spürt der Aggressor nichts worauf er reagieren könnte, weil sich im Körper des Aikidokas keine geistige Absicht manifestiert. Er fällt ins Leere, verliert seine Mitte und somit seine Stabilität. So lange der Aikidoka nun keinen Fehler macht kontrolliert er den Augenblick, die Situation, bis er den Angreifer entwaffnet, sichert oder wirft. Hört sich nun aber doch magisch an, oder? Ist es auch.
Wie kann man die Sinnlosigkeit von Gewalt besser verdeutlichen? Harmonie erzeugen oder friedlich sein heißt also nicht unbedingt, daß man klein bei gibt oder sich unterwirft. Es bedeutet viel mehr, daß man nichts "Störendes", also auch keine Antipathie entwickelt, sozusagen in reiner Aufmerksamkeit im Augenblick verweilt, um mit perfektem Timing aktiv in den Angriff einzusteigen zu können.
Aikido ist
- eine moderne japanische Kampfkunst mit Fokus auf Deeskalation und Selbstverteidigung. Morihei Ueshiba (1883-1969) entwickelte insbesondere aus dem Daitō-ryū Aiki-jūjutsu, (dem Jiu Jitsu verwandt) eine "dem Frieden verschriebene Kampfkunst". In der "Art of Peace" geht es darum niemanden zu verletzen und eine Eskalation von Agression zu unterbinden. Die innere Haltung ist für einen Aikidoka also sehr wichtig. Nur wer in sich ruht, sich nicht provozieren läßt kann Ruhe und Gelassenheit ausstrahlen und Präsenz erzeugen. Diese nicht bewertende Aufmerksamkeit im Augenblick ermöglicht den harmonische Umgang mit "Energie". Der Tori (Angegriffene) baut kein Feindbild auf, sondern sieht sich sich als Teil der Gesamtsituation. Seine ausgeprägte Achtsamkeit ermöglicht ihm perfektes Timing, welches er benötigt, um sich "geschmeidig" in die Bewegung des Uke zu "integrieren" und diese um ein neues Zentrum fortzuführen. Die anwendbaren Techniken ergeben sich aus dem "Fluß" selbst. Der Tori hat insbesondere die Möglichkeit den Angreifer (Uke) "ins Leere laufen" zu lassen, zu werfen, zu entwaffnen und zu fixieren. Die Intensität ist hierbei spürbar steigerbar. Als Uke ist es wichtig "richtig" fallen zu können und sich neu aufzustellen. Auch das üben wir aus den verschiedensten Situationen. Vieles erinnert an den traditionellen Schwert- und Stockkampf der Samurai, den berühmten Kriegern Japans.
- eine Lebensphilosophie. Was wir im Dojo üben nehmen wir auch mit nach Hause. Respekt, Selbstdisziplin, unser Ziel anderen nicht zu schaden, ein "besserer Mensch" zu werden. Wir versuchen einen Weg zu beschreiten, der uns öffnet und Selbstverblendung über Bord wirft, uns der Natur der Dinge näher bringt. Das erzeugt mit der Zeit inneren Frieden, Ruhe und Gelassenheit auch für den Alltag. Wir legen an Achtsamkeit zu, lernen Konfliktsituationen anders zu begegnen und können als "Krieger des Friedens" aktiv Gewalt in der Gesellschaft abbauen.
- kann in fast jedem Alter begonnen werden, weil jeder seinen Weg beschreitet. Der 8-Jährige kann vom 90-Jährigen etwas lernen und anders herum.
- Spaß, weil es keine Wettkämpfe und sehr viel "magische Momente" gibt. Wenn Du den Aiki weg gehst, werden dir ganz unverhofft viele Aha-Erlebnisse begegnen, die Dir manchmal auch mehr als ein Schmunzeln ins Gesicht zaubern werden. Im Laufe der Zeit kannst Du Deine Dynamik steigern, weil Deine Bewegungsabläufe lockerer und runder und Deine Sinne geschärft werden. Du kannst die Angst vor dem Fallen in Freude am Fliegen umwandeln. Du wirst erfahren, dass man mit furchtloser Zuwendung mehr erreichen kann als mit Abneigung. Du wirst viele Menschen kennen lernen die sehr viel Freude und Liebe ausstrahlen. ... wenn das keinen Spaß macht!
- Bewegung: Um Aikido wirkungsvoll ausführen zu können brauchst Du eine stabile Mitte, aufgerichtete Körperhaltung und eine gewisse Beweglichkeit. Im Laufe der Zeit lernst Du Dich effizient, dynamisch, sanft und weich um "Deine Hüfte" zu bewegen und die Schwerkraft auszunutzen ohne Dich unnötig anzustrengen. Unsere Aufwärmübungen lockern Deinen Körper und ermöglichen es Dir dich neu auszurichten, Deine Haltung nachhaltig zu verbessern.
- Meditation: Manche sagen Aikido sei "Zen in Motion". Wir widmen uns dem Augenblick der Gegenwart. Neben dem körperlichen Training schärfen wir auch unsere Sinne und üben uns in Achtsamkeit. Du wirst sehr viel über das Ego, Selbst und Sein lernen. Das gibt Dir die Möglichkeit Dich zur Ruhe zu bringen und Deine Sichtweisen zu ändern.
- Kultur. Erfahre mehr über Bushido "den Weg des Kriegers" und die Tradition der Samurai. Im Dojo wahren wir eine gewisse Etikette und pflegen den respektvollen Umgang mit anderen.
- Harmonie und Frieden. Es bringt nicht nur Dich, Deinen Körper und Geist zusammen, sondern auch Menschen.
- weltweite Gemeinschaft und Freundschaft. Alle Aikidokas sind eine große Gemeinschaft. Du kannst überall auf der Welt ein Dojo aufsuchen und mitmachen. Meistens kann man einfach so, ohne grosse Voranmeldung zum Training erscheinen. Daneben gibt es natürlich jede Menge Lehrgänge. Auf (Wochenend-)Seminaren kann viele nette Leute kennenlernen und in der Regel kostenlos im Dojo selbst übernachten. Urlaub und Aikido kann man auf Summercamps kombinieren. Sie sind im Vergleich zu einem Urlaub meist auch noch einiges günstiger sind.
KÖRPER & BEWEGUNG
Aikido ist in vielerlei Hinsicht "gut" für den Körper, weil es umso besser funktioniert, je natürlicher wir uns verhalten.
Im Laufe unseres Lebens eignen wir uns viele Muster an, die nicht unbedingt verschleissarm und energiesparend sind. Wir suchen den Weg zurück in eine aufrechte, zentrierte Körperhaltung. Das ist notwendig, um die typischen spindelförmigen, runden Bewegungen um die eigene Längsachse ausführen zu können. Sind wir erst mal ausgerichtet, kann sich die Muskulatur entspannen.
Nun können wir auf unsere Mitte, auch "Hara" genannt zugreifen. Das Energie- und Gravitationszentrum des menschlichen Körpers liegt zwischen Bauchnabel und Hüfte und ist der Ursprung all unserer Aktionen. Warum? Weil die Muskulatur um die Hüfte am meisten Power hat und wir die Schwerkraft ausnutzen können.
Sitzt da nicht auch dieses mystische Chi? Na ja, man könnte das auch mit Loslassen und Physik erklären. Ein geschmeidiger, elastischer, reaktionsschneller Körper ist in der Lage Bewegungsenergie anzunehmen und weiterzugeben ohne selbst viel aufbringen zu müssen ... natürlich auch im Alltag!
GEIST & WAHRNEHMUNG
Aikido zählt wie z. B. Chado (Teezubereitung), Shodo (Kalligraphie) und Kyudo (Bogenschießen) zu den japanischen Künsten. Sie alle haben eins gemein, na? Genau, ein DO am Ende des Wortes. Do bedeutet so viel wie "einen Weg beschreiten". In der modernen westlichen Welt geht diese Haltung leider immer mehr in Vergessenheit. Wir sind zunehmend zielorientiert und das kommt aus dem Kopf. Wir basteln in ein Modell aus Fakten, kausal und nach unserer subjektiven, vergangenheitsbasierten Logik. Die Zukunft versuchen wir durch Interpretation, einer Hochrechnung abzubilden. Jetzt könnte der Einwand kommen, daß sich diese Strategie in der Evolution bewährt, unsere Überlebenschance erhöht hat. Mag sein, daß das meistens ganz gut funktioniert, aber mehr halt auch nicht. Zudem berauben wir uns vieler Möglichkeiten, indem wir bewertend vergleichen. Sollte man generell vor einem großen, wütenden Menschen Angst haben? Wie reagiert er, wenn er das spürt? Wie reagiert er, wenn er unsere Gelassenheit, unsere Präsenz spürt? ... Buddha sagte einst: "Wir sind was wir denken! Mit unseren Gedanken erschaffen wir unsere Welt!" Im Zen gibt es nur das "Hier und Jetzt". Die Magie des Augenblicks erlebt man, wenn man intuitiv handelt, entspannt und aufmerksam das verrichtet, was man eben gerade tut - immer und immer wieder, bis die Gedankenmuster tiefer und tiefer ins Unterbewußtsein abgesunken sind. Indem wir unsere Lernbereitschaft erhalten, unsere Beschränktheit akzeptieren schreiten wir automatisch weiter auf unserem ureigenen Weg voran. Durch dieses Prozedere wird der Kopf immer freier, wir werden gelassener und aufmerksamer, verlieren Zweifel und Ängste, entwickeln Präsenz.
Unser Leben findet weder gestern noch morgen statt, sondern im Hier und jetzt. Das üben wir im Aikido, mit allem was dazu gehört. Probier's völlig unverbindlich aus!