Musubikan Aikido | Takemusu Aikido Dojo Bavaria | Hellenic Aikido Aikikai

Der Weg zum Augenblick in 3 Schritten

Kokyo-Ryoku, Tai-No-Sabaki und Ki-No-Musubi werden auch als die 3 Grundprinzipien des Aikido bezeichnet. Man könnte auch sagen, es ist ein Weg zur Natur der Dinge, zum Augenblick des Seins. Ein Versuch sich mit seiner Umwelt und der Gegenwart zu synchronisieren, um sie auf harmonische Art und Weise beeinflussen zu können. Es ist sehr spannend in diesen Flow einzutauchen und ihn zu erforschen. Wir alle kennen ihn. Es sind diese kurzen Momente, in welchen alles wie von alleine passiert, ohne daß wir uns anstrengen müssen. Für mich ist es die Heimat des Chi, des Aikido schlechthin.      

1. "Kokyo-Ryoku", die "Kraft" des Atems. Atmung ist ein natürlicher Prozess, der überwiegend automatisch abläuft. Nur in bestimmten Situationen wird er uns bewußt: wenn wir müde sind und gähnen, uns anstrengen oder angespannt sind. Wir atmen ein, wir atmen aus und dazwischen ist eine mehr oder weniger lange Pause. Wo ist da bitte eine "Kraft"? Dann schauen wir uns das ganze etwas genauer an. Was passiert, wenn wir tief in den Bauch einatmen? Unser Körper verfestigt sich. Und beim Ausatmen? ... entspannt sich unser Körper. In den Martial Arts ist man sich dieses Prinzips seit jeher bewußt. Man sagt, die alten Samurai haben sehr genau die Nasenöffnungen ihres Gegenüber beobachtet. Warum? Ganz einfach, wer einatmet kann keinen wirkungsvollen Angriff setzen. Nur durch die entspannende Wirkung des Ausatmens ist es uns möglich unseren ganzen Körper in Extension zu bringen und unsere ganze Kraft zu entfalten. Aufgrund dieser Gegebenheiten spricht man beim Einatmen auch vom aufnehmenden. weiblichen Yin-Modus und beim Ausatmen vom männlichen Yang-Modus. Bringen wir unser Bewußtsein mit in die Bewegung ein können wir unsere gesamte Sphäre ausdehnen. Nachteil ist, dass wir uns in diesem Augenblick öffnen, unsere stabile Mitte verlassen müssen und nicht mehr zurück können. Im Aikido nutzen wir genau diese schwache Phase des "Uke" und treten in der Regel lückenlos in die Bewegung ein und führen sie um unsere Mitte fort. Indem wir bildhaft gesprochen in die Außenseite unserer zu einem Kreis gekrümmten Arme ausatmen können wir ein wahres Bollwerk schaffen. O' Sensei sprach  in diesem Zusammenhang auch vom "Circle of Steel". Der Einsatz des Atems hat viele Facetten. Mit ausgereifter Synchronisation gelingt auch ein explosives Kokyo. Man kann einen Angriff sozusagen "einzusaugen", in sich drehen und wieder "ausspucken". Die Atmung ist entscheidend für jede Phase unserer Bewegung, somit auch das Fallen und Rollen. Sie bestimmt, ob wir hart oder weich sind, unsere Sphäre ausdehnen, uns zusammenziehen. Bewegung wird zur Meditation, weswegen Aikido auch als "Zen in Motion" bezeichnet wird.

2. "Tai-No-Sabaki", die Bewegung des Körpers. Es beinhaltet Kokyo-Ryoku und ist somit nicht nur auf motorische Muster beschränkt. Vielmehr geht es um die perfekte Synchronisation von Bewegung und Atem, wie sie auch im Chi Gong und Tai Chi eingeübt wird. Im Aikido beginnen wir auch mit langsamen Bewegungen, erhöhen aber sukzessive die Geschwindigkeit, um unser Timing für die "Abwehr" einer Attacke zu verbessern. Neben der Energie des "Uke" gibt es eine weitere wichtige Komponente im Bewegungsablauf: die Schwerkraft. Beide zusammen macht sich der Aikidokas zunutze, sobald er die Kontrolle übernommen hat. Aikido ist angewandte Physik mit viel Körpergefühl. Positioniert man eine beweglich stabile Mitte an einem günstigen Ort kann man seine fein ausgerichteten "Knochen" ohne große Muskelkraft lückenlos in eine bis dahin externe Bewegung integrieren. Umso weniger unser Gegenüber spürt, desto mehr ist er dem neuen Zentrum der Gesamtsituation ausgeliefert. In diesem "Flow" können wir nun richtig Dynamik ins Spiel bringen, indem wir unser Zentrum absenken. So viel zur Theorie, um annähernd dort hinzukommen müssen wir zugegebenermaßen ein bisschen an uns arbeiten. Warum? Weil wir die neuen Muster über unser Bewusstsein lernen müssen, bevor sie in den Tiefen unseres Gehirns abgelegt und intuitiv abgerufen werden können. Im Keiko beschreiten wir diesen spannenden Weg, mit vielen Aha-Erlebnissen und "Nebenwirkungen": aufrechte Körperhaltung, lockere Muskulatur, zunehmende Aufmerksamkeit, innere Ruhe, Unvoreingenommenheit, Selbstvertrauen, Präsenz ... .

3. "Ki-No-Musubi" oder die Verbindung mit dem "Partner". Würde man einen ganz normalen Menschen fragen, wann sie zustande kommt, würde er wohl sagen, wenn sich die Körper berühren. Ist dem wirklich so? Nehmen wir an, dass uns jemand einen Schlag verpassen will, dem wir gekonnt ohne Berührung ausweichen, kommt dann keine Verbindung zustande? Gehen wir noch einen Schritt weiter. Zwei Meister stehen sich regungslos gegenüber, weil jeder von beiden weiß, daß er sich öffnen muss, um anzugreifen. Wie sieht es hier aus? Schon wenn Blicke sich kreuzen, zwei Sphären sich näher kommen oder wir in unser Umfeld eintauchen entsteht sie - willkommen in der Magie des Augenblicks. Ki-No-Musubi bedeutet sich mit der Energie des Augenblicks verknüpfen. Treffen zwei Menschen aufeinander, treffen auch zwei Unterschiede nicht nur in der Bewegung aufeinander, die es anzugleichen gilt. Man spricht hier auch von "Setsuzoku". Dorthin kommen wir nur, wenn wir uns die anderen beiden Prinzipien verinnerlicht haben und mit einem klaren Geist in der Gegenwart sind.

Diese 3 Grundprinzipien werden durch die 3 geometrischen Formen des Aikido symbolisiert. Das Dreieck steht für den Körper, der Kreis für die Bewegung und das Quadrat für die harmonische Verbindung, auch weil es aus zwei Dreiecken zusammengesetzt werden kann.

Viel Spaß beim auf Deinem Weg zum Augenblick der Gegenwart.

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