DIE GESCHICHTE DES AIKIDO
Aikido ist eine Synthese aus verschiedenen Kampfkünsten, deren Wurzeln weit in der Vergangenheit liegen.
Die ältesten Funde an Steinfiguren und Zeichnungen stammen aus China und lassen sich auf das Jahr 5000 v. Chr. zurückdatieren. Besonders zu erwähnen sind Daito-Ryu, welches um 900 n. Chr. und Stock- und Schwertkampftechniken die um 1200 n. Chr. entwickelt wurden. Daito-Ryu wurde sehr geheim gehalten und wird bis in die heutige Zeit nur an wenige Auserwählte, meist direkten männlichen Nachfahren, zur Erhaltung der Tradition weitergegeben.
Aikido wie es heute praktiziert wird haben wir Morihei Ueshiba zu verdanken, der am 14.12.1883 in Tanabe, in der Nähe von Osaka in Japan geboren wurde. Die erste Kampfkunst, der er sich als Jugendlicher widmete war "Tenjin Shinyo Ryu Jujutsu" bei Meister Tozawa (1848-1912). Anschließend besuchte er die Schwertkampfschulen des Stils "Gotoha Yagyu Ryu" von Meister Masakatsu Nakai und "Yagyu Ryu" bei Meister Masanosuke Tsuboi. Wurftechniken widmete er sich in der Kito Schule, den Umgang mit dem Speer und Lanze in der Sojjitsu-Schule. Daneben besuchte er noch die Shinkage, Takenuchi, Iso Jujutsu Schule und der Kashima Shinto Schule.
Als ob er es geahnt hätte, 1904 wurde er eingezogen und im japanisch-russischen Krieges in der Mandschurei versetzt. Seine Kampfleistungen brachten dem 1,54m großen Morihei den Namen ,,Heitai no Kami Sama" (Gott der Soldaten) ein. Während seiner Armeezeit widmete nutzte er jede freie Minute, um seine Kampfkünste weiterzuentwickeln. 1906 kehrte er nach 18 Monate an der Front wieder in seinen Geburtsort zurück, wo er mit dem Judo-Meister Kiyoichi Takagi begann ein Dojo zu errichten (natürlich trainierte er auch bei ihm).
1915 kam es zum ersten, für das heutige Aikido entscheidende Treffen. Morihei traf den 55-jährigen Großmeister des Daito-Ryu Sokaku Takeda beide waren von ihren Fähigkeiten so beeindruckt, daß Morihei die außergewöhnliche Ehre zu Teil wurde sein Schüler werden zu dürfen. Die folgenden 5 Jahre übte er sich unerschöpflich in den 108 Basis-Techniken des Daito Ryu, zu denen u. a. Shiho Nage, Irimi Nage, Ikkyo und Gokyo zählen.
1919 kam es zum zweiten, für das heutige Aikido entscheidende Treffen. Morihei verspürte, daß körperliche Kraft und perfekte Techniken nicht ausreichten. Eine starke geistige Konstitution. Im Dezember beschloß er einen Prediger zu treffen, dem man enorme geistige Fähigkeiten nachsagte. Onisaburo Deguchi war der Begründer des Omoto-Kyo, einer neuen Religion. Ueshiba war so sehr beeindruckt, daß er beschloß samt seiner Familie zu Deguchi in die Berge von Ayabe zu ziehen, um bei ihm zu lernen. 1921 wurde sein Sohn Kisshōmaru geboren (der lange als Doshu die Weltzentrale das Aikikai, das "Honbu Dojo" in Tokio leitete). Dort gründete er auch sein erstes Dojo und nannte es ,,Ueshiba Juku". Er führte sein Training von Körper und Geist fort und erhielt 1922 das begehrte Diplom des Daito-Ryu und der berühmten Shinkage Schule. Sein Bekanntheitsgrad in Japan stieg rasch an, weil er verschiedene Wettkämpfe gegen berühmte Budokämpfer gewonnen hatte. Die Veränderungen die Ueshiba am Daito-Ryu vorgenommen hatte, veranlassten Takeda ihm die Benutzung des Namens zu verbieten. So entstand kurzer Hand Aiki-Bujutsu.
1924 folgte er Deguchi mit einigen anderen Schülern in die Mongolei, um im japanisch-chinesischen Konflikt zu vermitteln und Frieden zu stiften. Doch nach anfänglichen Erfolgen wurden sie von der chinesischen Armee gefangengenommen und in Ketten gelegt. Seine geistige Stärke lies ihn die unvorstellbar harte Zeit im Gefängnis überstehen. Auf dem Exekutionsfeld gelang es ihm dem Soldaten, der ihn aus 2m Entfernung erschießen wollte, auszuweichen und die Pistole abzunehmen. Sein Kommentar: "Es vergeht eine sehr lange Zeit zwischen dem Moment der Entscheidung abzudrücken und dem Moment in dem man es wirklich tut." Kurze Zeit später erschienen japanische Soldaten und befreiten die überlebenden Gefangenen. Er ging zurück ind die Berge von Ayabe. Immer mehr Schüler suchten sein Dojo auf um sein Budo zu lernen, darunter auch Kenji Tomiki.
1926 folgte Unterricht von Polizeischülern, 1927 ging er nach Tokio, um Adlige und hochrangige Militärs zu unterrichten.
1930 bekam O-Sensei Besuch vom Judo-Begründer Jigoro Kano, der von ihm so sehr beeindruckt war, daß er Moriheis Budo als sein ideales Budo bezeichnete. Er begann seine besten Schüler zu O'Sensei zu schicken. Unter ihnen waren unter anderem Minoru Mochizuki, Rinjiro Shirata und Aritoshi Murashige.
1931 gründete O'Sensei sein erstes grosses Dojo und nannte es "Kobukan" (heute steht hier das Honbu Dojo).
1932 wurde ein japanischer Budoverband aller Kampfkünste gegründet und Morihei Ueshiba zum Präsidenten ernannt. Aus Aiki-Bujutsu wurde Aiki-Budo. Shioda wurde sein Schüler. 1939 folgte Koichi Tohei. O'Sensei übertrug die Leitung des Honbu Dojos an seinen Sohn und ging nach Iwama um ein Dojo zu gründen.
1942 wurde dort erstmals der Begriff Aikido benutzt, zu dessen Ehren, das Aikido Jin-Ja (ein kleiner Tempel) gebaut wurde. Das fließende Aikido, wie es heute noch praktiziert wird stammt aus jener Zeit. 1942 kann also als Geburtsstunde des modernen Aikido bezeichnet werden.
1946 kamen Saito und Kobayashi, 1947 Arikawa zu O-Sensei, obwohl die Vereinigten Staaten nach dem Krieg das Ausüben von Kampfkünsten in Japan verboten hatten.
1948 wurde das Verbot aufgehoben und einige alte Schüler kamen wieder. Einigen, darunter auch Tomiki, Shioda und Mochizuki sagte jedoch das weiterentwickelte Aikido nicht zu und es kam zur Abspaltung. Ihre Kampfkunst bezeichneten sie aber weiterhin als Aikido. Im gleichen Jahr erfolgte die Gründung des Aikikai, dessen Leitung Moriheis Sohn Kishomaru Ueshiba übertragen wurde. O'Sensei widmete sich weiterhin seinem Aikido in Iwama und ging mit einigen seiner Schüler auf Reisen quer durch Japan, um es bekannter zu machen.
1950 begann O-Sensei seine Schüler in Welt auszusenden. Aikido wurde international.
Nach 1954 war Morihei oft bei Kobayashi Sensei in Osaka, um zu unterrichten und bei Michio Hikitsuchi in Shingu, reiste aber auch viel umher um Lehrgänge zu geben.
1958 wurde für das amerikanische Fernsehen eine Doku über O-Sensei gedreht.
1960 erhielt O-Sensei und Yosaburo Uno (10. Dan Kyudo) die ,,Shijuhosho"-Auszeichnung vom damaligen Kaiser Hirohito, die bisher nur drei Persönlichkeiten aus den Kampfkünsten erhalten hatten.
1961 begann der 83-jährige selbst Aikido im Ausland zu verbreiten. Mit Sensei Tohei und Sensei Tamura reiste er nach Hawaii, um ein Dojo zu eröffnen und Lehrgänge zu geben. Dazu gibt es ebenfalls einen Clip.
1963 widmete sich O-Sensei der Kalligraphie beim berühmten Meister Seiseki Abe. Der 85-jährige war in dieser Zeit noch sehr aktiv. Er gab noch täglich Training und hielt Lehrgänge ab.
1964 wandelte O-Sensei sein Aikido nochmals, weil er sich nicht mehr so gut bewegen konnte. Die meisten seiner Schüler nahmen die Veränderungen jedoch nicht an oder wahr. Einer der Wenigen, die es taten war Kobayashi Sensei, zu dem er sagte: "Ich zeige Irimi-Nage und sie sehen nur die Technik. Sie sagen sich: das ist Irimi Nage und schauen sofort wieder weg, sehen die Veränderungen nicht und üben dann weiter wie eh und je". Dies erklärt auch die teilweise erheblichen Unterschiede zwischen Kobayashi und anderen Aikikai Senseis.
1968 wurde das neue Honbu Dojo, ein dreistöckiges Gebäude von O'Sensei mit einer Ansprache und Aikidodemonstration eingeweiht.
1969 Seine letzte Aikido Demonstration führte O' Sensei am 15. Januar 1969 im hohen Alter von 86 Jahren durch. Am Abend des 25. April 1969 bekam O-Sensei sehr hohes Fieber starb am Morgen des 26. April 1969 gegen 5.00 Uhr im Alter von 86 Jahren. Seine Asche wurde im Koen Tempel in der Nähe von Tanabe beigesetzt.
Auch wenn er nicht mehr unter uns verweilt, mit Aikido hat dieser großartige Mann ein Geschenk des Friedens und der Liebe für die ganze Menschheit hinterlassen. Tragen wir es in Ehren!