Man kann über Zen sehr viel im Internet recherchieren, über dessen Geschichte, dessen buddhistischen Hintergrund und die Theorie. Hier geht es um Zen an sich.
Was ist Zen? Zen ist keine Religion, es ist eine Geisteshaltung, ein Bewusstseinszustand, ein Weg, der zum Selbst führt. Im Laufe der Zeit bauen wir alle unsere subjektive Realität auf. Sie basiert auf Dem was wir Wissen und Erinnerungen und Erfahrungen nennen. Zu selbst Erlebtem gesellen sich Informationen, die wir uns über Bildung und Medien aneignen. Wohl das Meiste landet kaum hinterfragt im Oberstübchen und wir zu unserer persönlichen Kausalität verknüpft. Je nach Stimmung und Situation greifen wir mehr oder weniger selektiv darauf zu.
Das Erste was wir im Zen lernen ist einen “Spiegel” einzubauen, der uns reflektiert, das wir nicht sind was wir denken, sondern dass das lediglich unsere Gedanken sind, nicht mehr und nicht weniger. Zen gibt uns Freiheit, weil wir aufhören können uns vom Ego ungefragt kontrollieren zu lassen. Das Selbst erwacht aus der Tiefe des Nichts. Von nun an sind wir fähig den Spiegel zu aktivieren, nicht immer aber immer häufiger.
Im zweiten Schritt “stärken” wir uns selbst, indem wir Körper und Geist näher zusammen bringen, unsere Konzentration einer tiefen, ruhige Atmung in das Hara, unserer Mitte ungefähr eine Handbreit unter dem Bauchnabel widmen. Natürlich durften wir dabei immer wieder in Gedanken ab, erkennen es jedoch, beobachten es und lassen sie wieder ziehen. Ein Gefühl der Erdung entsteht. Man nennt dies auch Meditation, deren Ziel es nicht ist der Illusion eines leeren Kopfes hinterher zu haschen. Das kann man übrigens immer und überall tun. Stille erleichtert es zwar ist aber nicht zwingend nötig. Eine Bus- oder Zugfahrt, eine Parkbank, ein Bürostuhl, ... der Ort ist zweitrangig.
Im dritten Schritt erkunden wir unseren Körper. Wir können uns auf den Pulsschlag fokussieren, ihn mit etwas Übung sogar verlangsamen. Vom Ohrläppchen bis zum großen Zeh, ... es gibt viel zu entdecken. Dann nehmen wir uns als Organismus wahr, der mit der Hautoberfläche endet. Das Ganze ist nun schon ziemlich spannend und entspannend wird aber noch interessanter.
Im vierten Schritt richten wir unsere Aufmerksamkeit mit allen Sinnen nach innen und dann nach außen. Hören, Riechen, Sehen, Fühlen, jedoch ohne den Dingen Namen zu geben. Zunächst getrennt nach Sinneswahrnehmung dann kombiniert. Anfangs auch nach Richtung (vorne, hinten, links, rechts, oben, unten) später auch umgerichtet. Die Grenze zwischen innen und außen vermischt sich nun immer mehr, bis sie sich schließlich auflöst. Unser Geist ist nun frei.
Im fünften Schritt lösen wir uns nun vom Materiellen und dehnen uns in den Raum aus und ziehen uns wieder in unsere Mitte zurück. Es ist nun besondere Vorsicht angebracht, dass wir nicht in eine Traumwelt abdriften.
Der sechste Schritt ist Leere.
Der siebte Schritt ist Gegenwärtigkeit.
Der achte Schritt ist eine tiefe Erkenntnis.
Der neunte Schritt ist ...
Zen bringt uns in die Gegenwart, den Zeitpunkt unserer Existenz. Wir leben in einem Zeitraum sind aber nur hier und jetzt.
Im Aikido arbeiten wir mit Zen, indem wir Verblendungen des Egos abwerfen und uns unserem Selbst als Zentrum des Augenblicks widmen. In jedem von uns schlummert ein riesiges Potential, das entfesselt werden kann. Zuerst müssen wir lernen loszulassen und zu entspannen, dann uns zu zentrieren, uns zu positionieren, dann können wir uns ausdehnen, jedoch ohne die Absicht etwas zu bewegen.
Zen ist ein Weg, der sich selbst geht. Man kann nichts erzwingen oder wollen. Durch üben eröffnen sich von selbst Möglichkeiten oder auch nicht. Wichtig ist m, dass man keine Absicht hegt, ein Ziel zu erreichen.
Zen schafft Bewusstsein, Zusammenhänge ordnen sich neu, vieles wird klarer, Subjektives und Illusionen verblassen. Wir können durch Zen der Wahrheit näher kommen.
Zen öffnet das Herz. Wir lernen durch Praxis, dass jeder das Produkt seiner Subjektivität ist und oft nicht anders kann als er tut. So sei es. Arme Sau!
Zen kann uns Ängste nehmen, da wir lernen einfach zu tun ohne in Frage zu stellen.
Zen kann uns Selbstvertrauen geben, weil wir unser Wertegefüge auf ein stabiles Fundament stellen und keine Konsequenzen mehr fürchten.
Zen ist spannend. Probier’s aus!