Das Duell des Tee-Zeremonienmeisters
Es war einmal vor langer Zeit in Japan als ein klein gewachsener Meister der Tee-Zeremonie eines Abends in einer überfüllten Gasse schlenderte und im Gedränge einen mächtig großen Samurai anrumpelte. So wie es sich gehört, entschuldigte sich der Meister sofort und bat um Vergebung, doch der Samurai war wohl mit dem falschen Fuß aufgestanden. Er lehnte die Entschuldigung mürrisch ab und verlangte Genugtuung in Form eines Duells. Auch wenn der Teezeremonienmeister keinerlei Kampferfahrung hatte, so musste er die Herausforderung annehmen, so verlangte es der traditionelle Ehrenkodex. So wurde für den kommenden Tag ein Ort und eine Zeit für das Duell festgesetzt.
Um sich der Situation nicht völlig unvorbereitet auszusetzen suchte der Meister am nächsten Morgen in aller früh einen ihm bekannten, berühmten Meister der Schwertkünste auf. Er schilderte ihm die Situation und bat ihm um Rat, wie er ehrenvoll sterben könne, da für ihn feststand daß er keine Chance auf einen Sieg haben würde. Der Schwertkampfmeister wunderte sich zunächst über diese ungewöhnlicher Frage, fühlte sich aber irgendwie verpflichtet ihm zu helfen.
So fragte er ihn: "Üben Sie irgendeine Kunst aus?" "Ja, ich bereite Tee zu!", erwiederte dieser. "Ausgezeichnet, dann bereiten Sie mir bitte Tee zu!" Gesagt, getan, der Tee-Zeremonienmeister begann ihn aller Ruhe und Konzentration, was er schon tausende Male gemacht hatte. Der Schwertkampfmeister war sehr beeindruckt von der Gelassenheit und Perfektion des in Erwartung des Todes zubereitenden Zeremonienmeisters, daß er ihm in höchstem Respekt erwiderte: "Guter Mann, ich kann und brauche Ihnen nichts beibringen, wenn ich Ihnen so zuschaue! Selbst in Erwartung des Ihres eigenen Todes bereiten Sie frei von jeglicher Angst Tee zu! Sie können jeder Situation begegnen."
Der Tee-Meister bedankte sich mit einer tiefen Verbeugung, packte seine Utensilien zusammen und begab sich auf den Weg zum Ort des Duells, an welchem sein Herausforderer schon ungeduldig wartete. In aller Ruhe, - ohne Spur von Angst oder Unsicherheit legte er seine Tee-Utensilien selbstsicher auf den Boden. Danach verbeugte er sich respektvoll, ruhend in sich selbst vor dem Samuraimeister und erhob entschlossen sein Schwert in eine wartende Position, bereit zum Schlag.
Die Augen des Samurai weiteten sich voller Erstaunen, das seine Zweifel schürte und vielleicht auch etwas Angstaufkommen ließ. Er stand auf einmal keinem kleinen Tee-Zeremonienmeister, sondern einem angstfreien Krieger gegenüber, der bereit war zu sterben. Er hatte mit vielem gerechnet, aber nicht mit so viel furchtloser Entschlossenheit, die ihn schließlich dazu bewegte, sein Schwert sinken zu lassen und demütig um Verzeihung zu bitten. Doch das war nicht alles, er ersuchte den kleinen Tee-Zeremonienmeister ihn darin zu unterrichten, wie man Ängste besiegen kann.
Quelle unbekannt
Die 5 Stufen geistiger Entwicklung
Im Budo werden 5 Stufen geistiger Entwicklung definiert.
1. Shoshin: (初心)
Der Anfängergeist zeichnet sich durch gerichtete Aufmerksamkeit aus. Das heißt lernen durch aufmerksames beobachten.
2. Zanshin: (残心)
Der Geist im Augenblick - omnipräsent und gegenwärtig. Es ist ein Zustand ungerichteter Aufmerksamkeit, eine permanente Erfassung von allem was sich gerade ereignet.
3. Mushin: (無心)
Der reflektive Geist, der weder bewertet, noch beurteilt, ohne Ego und Emotionen, frei von Angst, Wut, Zorn, ... . Dieser Zustand wird oft auch als "mizu no kokoro" ein "Geist wie Wasser" bezeichnet. Ruhiges, unaufgewühltes, klares, reines Wasser spiegelt perfekt, was sich darauf abzeichnet. Ein Tropfen reicht, um ...
4. Fudoshin: (不動心)
Der unbewegliche Geist lässt sich durch nichts erschüttern. Er verbindet und zentriert Körper und Geist in einem Punkt und schöpft das persönliche Potential aus. Er ist in der Lage Angriffe abzuschmettern, indem er den Akt der Agression reflektiert.
5. Senshin: (先心)
Der reine, "erleuchtete" Geist ist mit allem verbunden. Er ist fähig die natürliche Harmonie zu erzeugen und zu verbreiten. Man könnte ihn auch als Buddhageist bezeichnen.
Die 7 Tugenden eines Kriegers - der Verhaltenskodex des Bushidô
Die urprüngliche Form geht auf die Samurai, die "Ritter" des alten Japan zurück. Die Gesellschaft und Lebensweise der Menschheit hat sich seitdem ziemlich verändert. Die "Probleme" sind aber wohl die Gleichen geblieben. Das Streben nach Macht und Geld drängst moralische Grundsätze in den Hintergrund.
1. GI (義) – Aufrichtigkeit, Gerechtigkeit und Rechtschaffenheit
Manchmal fällt es uns Menschen schwer die Wahrheit zu sagen, weil wir unser Gegenüber nicht verletzen wollen oder wir nicht akzeptieren wollen, dass wir einen Fehler gemacht haben. Irren ist menschlich, wer keine Fehler macht, lernt auch nicht dazu. Man könnte auch sagen: "Wer keinen Arsch in der Hose hat, neigt zum lügen!" Nur wer sein Ego im Griff hat kann, kann einen unvoreingenommenen Sinn für Gerechtigkeit und Rechtschaffenheit entwickeln. "Jedem das Seine und mir das Meiste" trifft also nicht so ganz ins Schwarze. Wer aufrichtig ist, muss den Mut haben mit Konsequenzen zu leben.
2. YU (勇) - Mut - Wagen und Ertragen
Mut ist nicht als vorschneller, kopfloser Aktionismus zu verstehen. Mut heißt klar Position zu beziehen, auch wenn es unbequem wird. Der Gefahr ins Auge zu sehen, sich zu konzentrieren und ihr furchtlos, zentriert und gelassen zu begegnen. Mut heißt all seine Energie, ohne wenn und aber abrufbar in den Augenblick zu legen, um bereit zu sein für das was auch immer kommen mag. Mut entsteht in den Tiefen unseres Selbst und breitet sich in unserem Bewußtsein aus. Mut heißt auch aufrichtig zu sich selbst zu sein, sein Ego nicht auszuleben, sondern im zu begegnen.
3. JIN (仁) - Güte, Mitgefühl, Menschlichkeit
Güte und Menschlichkeit entstehen, wenn wir andere nicht dafür bestrafen wie sie sind, sondern es akzeptieren. Das heißt aber nicht, dass wir unser Wertesystem dafür verraten sollen. Es bedeutet höflich Position zu beziehen, um dem anderen die Möglichkeit zu geben sein Verhalten zu korrigieren. Menschlichkeit ist auch schwachen, aufrichtigen Menschen nicht ein Gefühl von Erhabenheit zu vermitteln, sondern ihnen auf Ihrer Ebene zu begegnen und notfalls für sie einzustehen und sie zu beschützen.
4. REI (礼) - Höflichkeit, Etikette
Freundlich und zuvorkommend bleiben, auch wenn Dir ein A.....och gegenüber steht. Höflichkeit ist ein Ausdruck von Achtung und Respekt. Ein Hallo, Bitte, Danke, ein Sichanbieten, ... in Japan gibt es unter anderem sehr viele Formen der Verbeugung je nachdem, wem man begegnet. Die Etikette umfasst sehr viele Verhaltensregeln, die sich bis zu den Tischmanieren durchziehen. Bei uns gibt es den Knigge und den Knigge der Moderne. Im Augenblick ankommen heißt auch anderen Menschen mit Aufmerksamkeit zu begegnen.
5. MAKOTO (誠) oder SHIN (真) - Wahrheit, Wahrhaftigkeit, Authentizität
Ein Mann, ein Wort. Unter den Samurai war es nicht notwendig Dinge schriftlich zu fixieren. Eine Aufforderung wurde sogar als Nötigung und Beleidigung gesehen. Ein Lüge wurde als Charakterschwäche ausgelegt, nicht als Sünde. Wie sieht es heute aus? Lassen wir das besser. Für die Wahrheit einzustehen setzt voraus, sie zu kennen. Menschen die nicht reflektieren verfallen ihrer subjektiven Wahrheit, die sich gerne auch mal zu ihrem eigenen Vorteil wandelt, ein nicht gerade ehrenhaftes Verhalten.
6. MEIYO (名誉) - Ehre
Ehre, wem Ehre gebührt. Höflichkeit ist ein Ausdruck der Ehrerbringung. Im alten Japan wurde Ehre extrem hochgehalten. Es gab nichts schlimmeres als Schande. Beschmutzung der Ehre führte nicht selten zu einer Vergeltungsmaßnahme. Hatte sich ein Samurai schwer daneben benommen, hatte er oft nur eine Möglichkeit um seine Ehre und die seiner Familie wiederherzustellen: Sepukku, was in unseren Breiten auch als Harakiri bezeichnet wird. Wie steht es heute um die Ehre? So viel steht fest, ehrenhafte Menschen erkennt man, wenn man sie trifft. Und es ist immer wieder schön ihnen zu begegnen.
7. CHUGI (忠義) oder CHU (忠) – Treue, Loyalität, Pflichtbewusstsein
Treue wird heute leider nicht mehr so hochgehalten. Das liegt wohl am erfolgsgesteuerten gesellschaftlichen Wandel. Der Einzelne steht im Vordergrund. Man lebt gerne sein Ego aus und nimmt sich ungern zurück. Sich selbst treu sein wird deswegen auch oft falsch interpretiert. Aus gemeinsamem Pflichtbewusstsein entsteht Vertrauen, woraus sich wiederum Treue und Loyalität entwickelt. Treue fördert stabile Strukturen.